Onomastik – Teil 2: Beispiele für Familiennamen

Hier sind einige Familiennamen aus dem Stammbaum Reichling-Durein mit deren ursprünglicher Bedeutung aufgelistet. Informationen dieser Art befinden sich in vielen Büchern, und auch im Internet existieren viele Quellen. Die Liste hier wurde gespeist aus >Duden: Familiennamen – Herkunft und Bedeutung. Von Rosa Kohlheim und Volker Kohlheim. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 2000.<

Ob die Bedeutungen der Familiennamen aus diesem Buch der Weisheit letzter Schluss sind, ist zum Teil eher fraglich. So ist beispielsweise bekannt, dass Herkunftsnamen bevorzugt auf -er enden. Demnach ist die Erklärung für den Familiennamen Reichling, der angeblich aus dem bayerischen Ortsnamen entstanden sein soll, vermutlich inkorrekt. Sollte es dieser Herkunftsname sein, müsste der Familienname eher Reichlinger heißen.

Benninger

Benninger: Herkunftsname zu den Ortsnamen Benning (Oberbayern), Benningen (Württemberg, Schwaben).

Bohlinger

Bollinger: Herkunftsname zu den Ortsnamen Bollingen (Baden-Württemberg, Schweiz), Bohlingen (Baden-Württemberg).

Fischer

Fischer: die allgemeine Verbreitung dieses Familiennamens – Fischer ist in Deutschland der vierthäufigste Name – erklärt sich aus der großen Bedeutung des Fischfangs im Mittelalter. Fische spielten vor allem eine wichtige Rolle als Fastenspeise, aber auch außerhalb der Fastenzeit war Fisch ein beliebtes Essen. Um den großen Fischbedarf zu decken, wurden in Klöstern und in der Nähe der Städte Fischweiher angelegt. Erst im 14. Jh. wird das Fischen zu einem Gewerbe, dessen Ausübung in den Städten durch entsprechende Verordnungen des Rats geregelt wurde. Im Regensburg des 14. Jh. trug der Stadtrat Sorge dafür, dass Fisch nicht zu teuer verkauft wurde: Ez schol ouch dehein frowe deheinen visch verchauffen, der tiwerr si dann ein pfennich. (Es soll auch keine Frau einen Fisch verkaufen, der teurer ist als ein Pfennig.). Bekannte Namensträger: O. W. Fischer, österreichischer Schauspieler (20./21. Jh.); Dietrich Fischer-Dieskau, deutscher Sänger (20./21. Jh.).

Knoch/Knochel

Knoch(e): Übernamen zu mhd. knoche >Knochen, Astknorren, Fruchtbolle< für einen knochigen oder übertragen für einen groben Menschen.

Knöchel: Übername zu mhd. knochel, knöchel >Knöchel<; →Knoch(e).

Magin

Magin: Aus einer französischen Koseform des Rufnamens Demange, einer Dialektform von Dominique (→Dominik), hervorgegangener Familienname.

Dominik: von dem Namen des heiligen Dominikus (lat. >zu dem Herrn gehörend<) abgeleiteter Familienname. Der heilige Dominikus (12./13. Jh.) war der Begründer des Dominikanerordens. Von Dominikus leiten sich ferner die Familiennamen Domnick und Domin und z. T. die aus slawischen Kurzformen gebildeten Familiennamen Damaschke, Damaske ab.

Milch

Milch: Berufsübername zu mhd. milch, milich >Milch< für den Milchhändler bzw. Übername für jemanden, der gerne Milch trank. Milcher: 1. Berufsname zu mhd. milch, milich >Milch< für den Milchhändler. Diese Berufsbezeichnung ist in Frankfurt am Main seit 1324 bezeugt. 2. Auf eine Nebenform von Melchior zurückgehender Familienname. Romung Milcher ist a. 1363 in Nürnberg bezeugt.

Moock

Mock, Möck, Mocke: Übernamen zu mittelhochdeutsch mocke, frühneuhochdeutsch moch >Klumpen, Brocken<; bildlich >plumper, ungebildeter Mensch<. Contz Mock ist a. 1397 in Nürnberg bezeugt.

Mueller/Müller

Müller: Berufsname zu mhd. mülnære, müller >Müller<. Müller ist der häufigste Familienname in Deutschland. Die große Verbreitung des Familiennamens Müller und seiner Varianten (Müllner, Möller, Miller u. a.) hängt damit zusammen, dass spätestens seit dem 12. Jh. fast jeder Ort eine oder mehrere Wassermühlen hatte. Neben Öl- und Getreidemühlen gab es noch Schneidemühlen für die Holzverarbeitung, Walkmühlen für die Tuchherstellung und Lohmühlen, die Eichenrinde (Lohe) für die Gerberei mahlten. Bedingt durch die große Anzahl der Müller tritt dieser Familienname in vielen Zusammensetzungen auf, die sich vor allem auf die Art der Mühle (Lohmüller, Oelmüller, Windmüller) und deren Standort (Angermüller, Bachmüller, Obermüller) beziehen. Bekannte Namensträger: Friedrich Müller, deutscher Maler und Schriftsteller (18./19. Jh.); Wilhelm Müller, deutscher Schriftsteller (18./19. Jh.); Heiner Müller, deutscher Schriftsteller (20. Jh.); Herta Müller, deutsche Schriftstellerin (20./21. Jh.).

Mueller: →Müller. Bekannter Namensträger: Otto Mueller, deutscher Maler (19./20. Jh.).

Reichling

1. Aus einem mit dem Namenwort rhhi + (l)ing-Suffix gebildeten Rufnamen entstandener Familienname.

2. Herkunftsname zu dem gleich lautenden Ortsnamen (Bayern).

Steigner

Stiegler: Wohnstättenname zu mhd. stigel(e) >Treppchen zum Übersteigen eines Zaunes, einer Hecke< für jemanden, der an einer solchen Vorrichtung wohnte.

Aigner: 1. Standesname zu mhd. eigen >Eigentum, ererbtes Grundeigentum im Gegensatz zum Lehen<. 2. Herkunftsname zu den in Bayern und Österreich häufigen Ortsnamen Aig(e)n, Aigner, Eigen. 3. Eine Ableitung von einem Hofnamen kommt gelegentlich infrage.

Eigner: 1. Standesname zu mhd. eigen >ererb-tes Grundeigentum im Gegensatz zum Lehen< für jemanden, der auf eigenem Besitz lebte. 2. Herkunftsname auf -er zu den Ortsnamen Aigen (Bayern, Österreich), Eigen (Nordrhein-Westfalen, Bayern, Österreich, Schweiz).

Steiger: 1. Berufsname zu mhd. stger >Steiger, aufsichtsführender Bergmann<. Der Steiger beaufsichtigte ursprünglich die Anlagen zum Einsteigen in die Grube. 2. Berufsname für einen Seiltänzer, einen Fahrenden. 3. Wohnstättenname auf -er zu mhd. stc, stge >Steig, Pfad< für jemanden, der an einer steilen Straße oder an einem schmalen Pfad wohnte. 4. Herkunftsname zu den Ortsnamen Steig (Bayern, Baden-Württemberg), Steige (Elsass).

Weber

Weber: Berufsname zu mhd. wëbære >Weber< für den Wollen-, Leinen- und Barchentweber. Weber nimmt gegenwärtig die 6. Position in der Häufigkeitsrangfolge der deutschen Familiennamen ein. Albr. der webær an dem Steg ist a. 1325 in Regensburg bezeugt. Bekannte Namensträger: Carl Maria von Weber, deutscher Komponist (18./19. Jh.); Max Weber, deutscher Soziologe, Volkswirtschaftler und Wirtschaftshistoriker (19./20. Jh.).

Weeber: →Weber. Webermann: Erweiterung von →Weber mit dem Suffix -mann.

Zipp/Zipf

Zipp: Westmitteldeutsche Form von →Zipf.

Zipf: 1. Übername zu mhd. zipf >spitzes Ende, Zipfel< nach einer Besonderheit der Kleidung (z. B. Kapuzenzipfel). 2. Wohnstättenname nach der Lage oder Form der Siedlungsstelle. 3. Herkunftsname zu den Ortsnamen Zipf (Bayern, Österreich), Zipfen (Hessen).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert